Rüdiger Göbel
Kulturpolitische Internationale - Banda Bassotti, Xikinkei und Danbert Nobacon (ganz rechts: Moderator Dr. Seltsam)
Foto: jW/Sabine Peters
|
Gina Pietsch begeistert am Morgen mit Liedern von Brecht, Banda
Bassotti punkt spät in der Nacht mit Songs der Resistenzia. Dazwischen
Vorträge, Analysen, Diskussion und Kabarett. Linke Politik, linke
Kultur, sie sind eins an diesem Tag. Man muß dagewesen sein, im
Urania-Haus am Wittenbergplatz tief im Berliner Westen, um wirklich
verstehen zu können, was da am vergangenen Samstag passiert ist. Die
diesjährige Rosa-Luxemburg-Konferenz dieser Zeitung hat mit mehr als
2000 Teilnehmern nicht nur alle bisherigen Besucherrekorde gebrochen,
es gab auch mehr Infotische und Stände, mehr Bands und mehr politische
Beiträge als früher. Doch es sind nicht die Zahlen allein, die
beeindrucken. Das Publikum ist im Vergleich zu früheren Tagungen
deutlich jünger geworden. Noch nie waren so viele Lippen-gepiercte
Aktivistinnen und Kapuzenpulliträger zugegen, neu Interessierte,
Heiligendamm-geschult, politisch offen für Impulse aus Indien, Kuba
oder Griechenland.
Parteikader und Punkgirls arbeiten sich
Seit an Seit durch das Angebot auf den Büchertischen, drinnen bei den
Vorträgen drängeln sich Autonome wie Abgeordnete auf den Fluren, der
große Humboldt-Saal irgendwann nur noch überfüllt. Und alle hören zu,
konzentriert und interessiert, Organisierte wie Unorganisierte.
Begeisterten Applaus bekommen Reiner Kröhnert für seine
Schröder-Struck-Honecker-Imitationen wie die Referenten nach teilweise
nüchterner politischer Analyse. »Unsere Politik. Unsere Kultur. Unsere
Medien.« – das Konferenzthema bindet alle ein beim Nachdenken über die
Alternativen für morgen. Die Podiumsdiskussion über die Linkspartei und
marxistische Organsierung ist kontrovers wie lange nicht mehr, doch nie
unsolidarisch.
Die Rosa-Luxemburg-Konferenz ist mittlerweile
mehr als nur das »Neujahrstreffen« der Linken in Deutschland. Sicher,
es ist schön, viele bekannte Gesichter zu sehen. Schöner aber noch, es
kommen immer neue hinzu. Die Linke hat Zukunft, und sie ist mehr als
eine Partei. Sie ist vielfältig, aufgeweckt, ansteckend und hat
unheimliches Potential. Auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz ist sie ein
Erlebnis. Schade für den, der es verpaßt hat.
-
»Weg mit den Speichelleckern« – Gina Pietsch bei der Konferenzeröffnung
Foto: Christian Ditsch/Version
|
-
Konzentriert und interessiert in der überfüllten Urania
Foto: Gabriele Senft
|
-
Reiner Kröhnerts Honecker
Foto: Gabriele Senft
|
-
Nur wer fragt, erfährt neues – Diskussion nach den Vorträgen
Foto: Gabriele Senft
|
-
Banda Bassotti im Urania-Loft
Foto: Jakob Huber
|
-
Reflexion und »Hallo« – Die Konferenz ist mehr als Vortrag und Diskussion
Foto: Christian Ditsch/Version
|