»Gemeinsam für Deutschland - mit Mut und
Menschlichkeit« - mit dieser Überschrift schmücken SPD, CDU und CSU
ihren Koalitionsvertrag. Dieser Titel ist reiner Etikettenschwindel:
Der Koalitionsvertrag richtet sich gegen einen Großteil der Bevölkerung
- er richtet sich konkret gegen unsere Interessen als Jugendliche.
Jahrelang mußten wir uns unter einer rot-grünen Bundesregierung
anhören, daß wir als Ausbildungssuchende zu dumm, als Studenten zu faul
und als junge Migranten nicht integrationswillig seien. Wir sind nicht
bereit, uns auch die nächsten Jahre von Merkel und Co. anzuhören, daß
wir selbst schuld sind, während der Bildungsbereich weiter
zusammengestrichen wird, die Unternehmen jährlich Tausende
Ausbildungsplätze vernichten und an den Universitäten Studiengebühren
eingeführt werden. Wir sehen nicht ein, daß die große Koalition auf
Kosten unserer Bildung die Bundeswehr aufrüstet, und wir wollen nicht
zur Sicherung von Rohstoffquellen und Einflußsphären in Afghanistan
oder sonstwo verrecken - weder an der Seite der USA noch im Rahmen der
EU-Armee.
Wir meinen: Es ist Zeit, sich zu wehren. Wir müssen uns jetzt
einmischen, um die Vorhaben von Union und SPD gegen uns frühzeitig
abzuwehren.
Gemeinsam treten wir ein für ...
... das Recht auf Bildung. Die große Koalition verliert viele große
Worte über den Bildungsbereich. Auf Länderebene haben SPD und Union
aber bereits Fakten geschaffen: Abschaffung der Lehrmittelfreiheit,
überfüllte Klassen und baufällige Gebäude - das ist der vorherrschende
Trend in den Schulen. Von dieser Rotstiftpolitik am stärksten betroffen
sind Kinder aus Arbeiter-, Angestellten- und Erwerbslosenfamilien sowie
junge Migranten. Der Weg zum Abitur ist für sie ungleich schwerer als
für Jugendliche aus reichen Familien. Wer trotzdem die allgemeine
Hochschulreife erwirbt, muß nicht nur mit Studiengebühren rechnen: Die
große Koalition will auch den Kindergeldbezug von 27 auf 25 Jahre
absenken. Das wird noch mehr Jugendliche vom Studium abhalten.
Das Kaputtsparen der Schulen und Unis und der zunehmende Einfluß von
Unternehmen auf den Bildungsbereich sind zwei Seiten einer Medaille.
Aufgrund ihrer finanziellen Notlage sind die Schulen und Unis
gezwungen, nicht nur Sponsoren aus der Wirtschaft zu werben, sie werden
sogar von der Politik dazu angehalten. Wenige »Eliteunis«, gefördert
mit Millionen aus der Wirtschaft, auf der einen und eine Mehrheit von
maroden, veralteten und überfüllten Massenuniversitäten auf der anderen
Seite werden das Resultat sein. Wenn die große Koalition wie geplant
die Bildungskompetenzen der Länder gegenüber dem Bund weiter ausbaut,
wird sich dieses Bildungsgefälle weiter verschärfen - auf Kosten
breiter Teile der Schüler- und Studentenschaft.
Ob in der Schule, an der Uni oder in der Weiterbildung, unter diesen
Bedingungen verstärken sich Leistungszwang und Konkurrenzdruck immer
weiter, und die noch wenigen erhaltenen Freiräume für ein
selbstbestimmtes und interessengeleitetes Lernen werden verschwinden.
Wir sagen nein zur Absenkung des Kindergeldbezuges von 27 auf 25 Jahre;
nein zur Einführung von Studiengebühren - her mit dem
elternunabhängigen BAföG!
Wir fordern: Geld in die Bildung zur Absenkung der Klassenverbände,
kostenlose Schulbücher und moderne Ausstattung. Weg mit dem
dreigliedrigen Schulsystem und Einführung der integrierten Gesamtschule
als Regelschule sowie Freiräume für ein selbstbestimmtes Lernen!
... das Recht auf Ausbildung und Arbeit. Eine Berufsausbildung ist die
Grundlage für einen Einstieg ins Berufsleben und somit ein Grundrecht,
das jedem Jugendlichen zusteht. Doch die Zahlen sehen anders aus: Über
100000 Ausbildungsplätze fehlten im November 2005 offiziell.
Hunderttausende Jugendliche parken zusätzlich in schulischen
Warteschleifen, und die Hälfte der 500000 jungen Erwerbslosen hat keine
Berufsausbildung. Ein Grund für die Ausbildungsmisere ist der
Ausbildungspakt, den die rot-grüne Bundesregierung unter Beifall der
Union mit den Unternehmerverbänden geschlossen hat. Mit ihm gaben die
Unternehmer das Versprechen ab, jährlich 30000 neue Ausbildungsplätze
zu schaffen. Fakt ist: Allein 2005 haben die Unternehmen ihr
Ausbildungsangebot um zehn Prozent zusammengestrichen. Gleichzeitig
nutzen die Unternehmer den von ihnen geschaffenen
Ausbildungsplatzmangel, indem sie die Qualität der Ausbildung durch
Einführung von Schmalspurausbildungen und die Absenkung der
Azubi-Vergütungen runterschrauben. Die große Koalition will den
Ausbildungspakt fortführen und somit den Ausbildungsplatzmangel
ausweiten. Die Jugendlichen, die dabei in die Erwerbslosigkeit gedrängt
werden, bestraft die große Koalition zusätzlich, indem sie
ALG-II-Empfänger unter 25 den Auszug aus dem Elternhaus untersagen
will. Die Jugendlichen, die nach der Ausbildung tatsächlich einen Job
finden, müssen dank der großen Koalition eine Probezeit von 24 Monaten
über sich ergehen lassen.
Wir fordern: Qualifizierte Ausbildung, ein Einkommen zum Auskommen und die unbefristete Übernahme im erlernten Beruf für alle!
Weg mit dem Ausbildungspakt - her mit der Umlage. Betriebe die nicht ausreichend ausbilden, sollen zahlen!
NEIN zur Schikanierung junger ALG-II-EmpfängerInnen - weg mit Hartz IV!
... das Recht auf Frieden. Während die große Koalition Milliarden im
Sozialbereich zusammenstreichen will, wird der Verteidigungsetat 2006
um 800 Millionen Euro aufgestockt. Finanziert werden damit Kriege, die
auf die Unterdrückung und Ausbeutung anderer Bevölkerungen abzielen,
damit sich die Konzerne und politischen Eliten ihren Zugriff auf
Rohstoffe und geostrategisch wichtige Regionen sichern können. Um für
diese Kriege ausreichend Kanonenfutter zur Verfügung zu haben, aber
auch, um sich die nötige Akzeptanz für ihre Kriege zu verschaffen,
schickt die Bundeswehr ihre Nachwuchsoffiziere auf Jugendmessen, in
Schulen und Arbeitsämter. Mit der Beteiligung der Bundeswehr am
Überfall der NATO auf Jugoslawien 1999 hat die rot-grüne
Bundesregierung die BRD auf Kriegskurs gebracht. Mittlerweile sind über
9000 deutsche Soldaten an über 17 Orten auf der Welt im Einsatz, die
Bundeswehr ist der zweitgrößte Truppenlieferant der NATO und die BRD
liegt auf Platz vier bei den weltweiten Rüstungsexporten. Unter dem
Deckmantel Europäische Union und mit Hilfe der EU-Armee versucht sich
die Bundesregierung seit geraumer Zeit an dem Griff nach der Weltmacht.
Die große Koalition wird an diese Politik nahtlos anknüpfen und strebt
unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung sogar den Einsatz der
Bundeswehr im Inneren an.
Wir fordern: Keinen Menschen und keinen Cent der Bundeswehr!
Kriegseinsätze stoppen - nein zum Einsatz der Bundeswehr im Inneren!
Streichung des Rüstungsetats zugunsten von Investitionen im Bildungs- und Sozialbereich!
Wir meinen: Die Angriffe der großen Koalition gegen unsere Rechte sind
nur durch eine große Koalition der Jugend abzuwehren. Schüler und
Studenten, Azubis und junge Erwerbslose und Migranten, Jugendliche aus
Gewerkschaften und linken Jugendverbänden: Wir alle müssen unseren
Widerstand gegen die große Koalition bündeln und den Schulterschluß mit
fortschrittlichen gesellschaftlichen Kräften suchen.
Allein machen sie uns ein - gemeinsam gegen Krieg, Bildungs- und Sozialabbau! Für eine sozialistische Gesellschaft!
Deshalb: Beteiligt euch am Jugendblock auf der Luxemburg-Liebknecht-Demonstration am 15. Januar 2006 in Berlin!
Unterstützt die Gründung regionaler Jugendbündnisse gegen Ausbildungsplatzmangel und Bildungsabbau!
Widerstand und Abwehr gegen die Angriffe der großen Koalition sind die
ersten Schritte - sie können weder die letzten noch die einzigen sein.
Die Profiteure von Ausbildungsplatzmangel, Bildungsabbau und Kriegen im
Zuge der neoliberalen Globalisierung sind deutsche Banken und Konzerne.
Die Angriffe der großen Koalition auf uns werden auf EU-Ebene durch den
Bologna-Prozeß, die Bolkestein-Richtlinie, den EU-Verfassungsentwurf
etc. begleitet. Weltweit tragen die Konzerne ihre Konkurrenzkämpfe auf
unserem Rücken aus. Wir wollen das Europäische Sozialforum in Athen im
März 2006 dafür nutzen, uns an der Organisation internationaler
Proteste zu beteiligen und gemeinsam Alternativen für ein anderes
Europa zu entwickeln. Um den Widerstand gegen die imperialistische
Politik auch in der BRD sichtbar zu machen, rufen wir alle
demokratischen und fortschrittlichen Jugendorganisationen, -verbände
und -netzwerke auf, gemeinsam gegen den G-8-Gipfel 2007 in Heiligendamm
zu mobilisieren. Zeigen wir den politischen und wirtschaftlichen
Eliten, daß eine andere Welt ohne Ausbeutung, Krieg und Diskriminierung
nötig ist!
* Die DIDF-Jugend ist die Jugendorganisation der Föderation der
Demokratischen Arbeitervereine (DIDF), die 1980 als Dachverband
türkischer Vereine in der BRD gegründet wurde. Kontakt:
www.didf.de/jugend,
jugend@didf.de
* »solid - die sozialistische Jugend« ist ein der Linkspartei.PDS
nahestehender Jugendverband. Kontakt: www.solid-web.de,
info@solid-web.de
* Die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) ist ein der DKP
nahestehender sozialistischer Jugendverband. Kontakt:
www.sdaj-online.de,
info@sdaj-online.de
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