Arnold Schölzel - Chefredakteur der jungen Welt
Die Resonanz auf die diesjährige
Rosa-Luxemburg-Konferenz war enorm. Das zeigte sich vorab in der
höchsten Zahl von Eintrittskarten, die je im Vorverkauf abgesetzt
wurden. Das demonstrierte die Konferenz selbst mit ihren insgesamt etwa
2 000 Teilnehmern – noch nie war es nötig, einen zweiten Saal
anzumieten, in den die Reden und Diskussionen aus dem Auditorium
Maximum der Humboldt-Universität übertragen wurden. Noch nie gab es
nach der Konferenz eine solche Fülle von Zuschriften, Anrufen und
E-Mails an die Redaktion, zumeist mit der Bitte verbunden, die
Materialien der Konferenz nicht nur in dieser Beilage zu
veröffentlichen, sondern sie auch in einem Sonderdruck zugänglich zu
machen. Letzteres können wir wahrscheinlich realisieren.
Das
große positive Echo auf die diesjährige Konferenz hat nach Meinung der
Veranstalter, jW, Cuba Si und viele Unterstützer vor allem mit ihrem
Thema zu tun. Die Zahl derer, die es leid sind, noch eine Ansprache
mehr darüber zu hören, daß die neoliberal getünchte Variante des
Kapitalismus die Welt auf höherer Stufe und effizienter verheert als
die vorhergehende, wächst. Der Bedarf, über ernsthafte Alternativen zu
diesem Gesellschaftssystem zu diskutieren, ist längst da. Es war kein
Zufall, daß der Anstoß, das Thema Sozialismus auf die Tagesordnung zu
setzen, aus Lateinamerika, aus Venezuela, aus Kuba, aus jener Region
kam, in der die Auseinandersetzung mit der »Globalisierung« bereits zu
einer breiten Mobilisierung geführt hat. Es war kein Zufall, daß diese
Themenwahl 2005 durch die Entwicklung in Europa und der Bundesrepublik
bekräftigt wurde. Wenn in einem Zentrum des neoliberalen Hexensabbats
so etwas geschieht wie das Nein zur EU-Verfassung in Frankreich und den
Niederlanden und wie bei der Bundestagswahl gegen den Durchmarsch des
marktradikalen Wahnwitzes, dann steht zwar nicht die Revolution vor der
Tür, nicht einmal die sozialdemokratische Einhegung schlimmster
Auswüchse, aber es geht immerhin um ein Desaster jener, die diesen
Durchmarsch schon abgehakt hatten. Es arbeitet in vielen Köpfen.
Wir
haben uns gefreut, daß der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei.PDS im
Bundestag, Oskar Lafontaine, unsere Einladung angenommen hat, um auf
der Rosa-Luxemburg-Konferenz eine Rede mit grundsätzlichem Charakter zu
halten. Wegen des großen Interesses veröffentlichte junge Welt sie
bereits in ihren Ausgaben vom 19. und 20. Januar. Sie ist im Internet
unter www.jungewelt.de zu finden. In einem möglichen Sonderdruck wird
sie ebenso enthalten sein wie die in dieser Beilage veröffentlichten
Reden, die wir hier in gekürzter Fassung vorlegen.